Gedenktag Unserer Lieben Frau von Fatima

Am Montag, dem 13. Mai, dem Gedenktag Unserer Lieben Frau von Fatima, trafen sich viele Marienverehrer in der Wallfahrtskirche, um den ersten Fatimatag zu begehen. Als Hauptzelebrant und Festprediger konnte Pfarrer Johannes Graf, Dekan des Pfarrverbands Fürstenstein, gewonnen werden, der gemeinsam mit den Paulinern Pater Jakob und Pater Zbigniew die Hl. Eucharistie und eine anschließende Andacht feierte.

Schon um 18.25 Uhr kamen die ersten Gläubigen in die Wallfahrtskirche und beteten den Rosenkranz, den Pater Zbigniew vorbetete. Nach dem Eröffnungs-Marienlied um 19.00 Uhr begrüßte Pater Jakob die Gläubigen und besonders den Hauptzelebranten und Festprediger Herrn Dekan Johanes Graf. Er führte in die besondere Thematik des Wallfahrtstages, der an 1917 erinnere, als die Gottesmutter den drei Seherkindern und damit auch uns den Rosenkranz für die Rettung der Welt empfahl. Die heilige Jungfrau verweise uns auf Jesus und wolle mit uns „die Freude über seine Auferstehung teilen und uns helfen, im Gebet mit Jesus verbunden zu sein, um uns zu befähigen, seine Zeugen zu werden“. Schon im Voraus bedankte sich Wallfahrtsrektor Pater Jakob bei der stellvertretenden Domkapellmeisterin Frau Brigitte Fruth und bei den Mariahilfer Bläsern unter der Leitung von Herrn Michael Beck für die musikalische Umrahmung. Er dankte auch schon der Lektorin und seinen Ministranten für ihren Dienst.

Der Dekan bekundete seine Freude darüber, gemeinsam mit den Mariahilfer Gläubigen diesen ersten Fatimatag feiern zu können und wies ebenfalls auf die Aktualität und Wichtigkeit hin, für den Frieden auf der Welt zu beten.

Dem Festgottesdienst schloss sich die Andacht im Wallfahrtshof an, die Pater Jakob vorbetete. Die Lichterprozession musste wegen der nassen Wallfahrtswege ausfallen. Zum  Schluss spendete Pater Jakob mit dem Allerheiligsten den feierlichen Segen.

FESTPREDIGT von H.H. Dekan Johannes Graf

am 13. Mai, dem Gedenktag Unserer Lieben Frau von Fatima

Es ist schön, dass hier in Mariahilf die Tradition der Fatimatage in feierlicher Weise gepflegt wird. Denn wie ich bereits eingangs gesagt habe, ist die Botschaft von Fatima auch für unsere heutige Zeit von großer Aktualität, die Botschaft von Umkehr und Neuanfang, die Botchaft vom Gebet für den Frieden in der Welt. Die gläubigen Menschen haben immer schon im Laufe der Geschichte, besonders in Not und Kriegsgefahr auf den Schutz und die Hilfe der Gottesmutter Maria, der Königin des Friedens, vertraut. Zu meinem Pfarrverband gehört die Pfarr- und Wallfahrtskirche Fürstenstein, in der wir die älteste Kopie des Gnadenbildes von Altötting verehren dürfen. Um das Jahr 1629 ist diese Wallfahrt entstanden, also mitten in den Wirren und Schrecken des 30-jährigen Krieges. Und hier in Mariailf begann die Wallfahrtstradition im Jahr 1622, ebenfalls zur Zeit des 30-jährigen Krieges. Dieser Krieg wurde als die „Urkatastrophe der Neuzeit“ bezeichnet. Es war einer der brutalsten und blutigsten Kriege in Europa. Die Menschen, die in den Städten und auf dem offenen Land lebten, waren von ständigen Truppendurchzügen, Einquartierungen, Plünderungen, Brandschatzung, Sondersteuern und Kontributionen, Seuchen, Überfällen und Todesdrohungen heimgesucht. Das Land war verwüstet und ausgestorben. Die Leute lebten in dauernden Kriegsängsten. Ihr nahezu einziger Trost und Hoffnungsschimmer war der Glaube. Wie viele mögen damals  und später ihr Leid und ihre Sorgen  hier den Mariahilfberg herauf getragen haben um bei Maria ihre Zuflucht zu nehmen. Sie haben im festen Vertrauen auf die Worte Jesu aus dem Evangelium gehandelt. Unter seinem Kreuz stehen Maria und der Lieblingsjünger. Sterbend sagt Jesus zu seiner Mutter: „Frau, siehe, dein Sohn!“. Und zu dem Jünger sagt er: „Siehe, deine Mutter!“. Wer ist dieser Jünger? Im Evangelium hat er keinen Namen. In diesem namenlosen Jünger stehen wir alle unter dem Kreuz, und Jesus sagt uns: „Siehe, deine Mutter!“. Jesus hat seine Mutter uns zur Mutter gegeben. Dies tat er in der Stunde seines Todes. Dass der Herr seine Mutter auch uns zur Mutter gab, ist daher ein besonders kostbares Vermächtnis. Darum dürfen wir mit unseren Anliegen und Sorgen voller Vertrauen zu ihr gehen, wie ein Kind zur Mutter. Der heutige Fatimatag, mit seiner Einladung zum Gebet für den Frieden und auch die Historie dieses Wallfahrtsortes und nicht zuletzt die kriegerischen Ereignisse unserer unmittelbaren Gegenwart liefern uns deshalb das einzige, wirkliche und große Gebetsanliegen unserer Wallfahrt, das ich in den Ruf, die Bitte und den Wunsch fassen möchte: Maria, Königin des Friedens, bitte für uns! Wir kennen viele Wege, die heute das Thema Friede umkreisen. Wir bekommen sie Tag für Tag vorgeführt: Organisationen, Institutionen, Konfliktforschung, Konfliktregelungen, Verhandlungen, Gespräche usw. Was dabei leider nicht erwähnt wird, ist die Rolle von Religion, Glaube und Kirche. Friede ist heute ein höchst zerbrechliches Gut geworden, in unseren persönlichen Beziehungen genauso wie im Blick auf die Welt. Kann uns Maria als „Königin des Frieden“, kann uns das Gebet um und für den Frieden dabei eine Hilfe, ein Beitrag, ein Impuls sein? Bewegen unsere persönlichen und gemeinschaftlichen Friedensgebete im Gottesdienst etwas in Puncto Annäherung oder Versöhnung? Wenn wir auf das Beispiel und das Leben der Königin des Friedens schauen, wie es uns die Evangelien schildern, bekommen wir eine klare Antwort. Maria ist durch und durch ein Mensch, eine Gestalt des Friedens.

Was sie übt und lebt und uns zeigt, ließe sich als das kleine und das große Einmaleins des Friedens bezeichnen. Ein schönes Beispiel dafür ist die Hochzeit zu Kana. Es ist die sensible Aufmerksamkeit Marias, die das Scheitern des Festes und die Stimmung des Friedens rettet. Sie haben keinen Wein mehr, sie merkt, dass hier etwas schief läuft, dass hier Menschen in Not und Gefahr kommen. Maria hat einen Blick, ein Auge, ein passendes Wort und einen hilfreichen Tipp für eine Situation, die zu eskalieren droht. Sie beherrscht das kleine Einmaleins des Friedens, das wir so oft im Alltag, Beruf, in der Gemeinde, in Gruppen oder Gremien bräuchten. Ein Autor hat dieses kleine Einmaleins des Friedens, das wir auch an Maria und ihrem Verhalten ablesen können, einmal in sechs Punkten zusammengefasst, diese lauten: Erweise jedem einzelnen Menschen Achtung, schaffe den Freiraum, den er braucht zum Wachstum und zur Entdeckung seines inneren Reichtums, suche immer wieder das Gespräch, stimme ständig die gegenseitigen Erwartungen aufeinander ab, freue dich an der Verschiedenheit der Menschen, und bemühe dich immer um diejenigen, die am meisten leiden.

Der Friede fängt unten, im Kleinen, bei uns selber, an der Schwelle unserer Wohnungen und Häuser an. An allen Orten, wo Maria verehrt wird, steht das Gebet um den Frieden immer im Mittelpunkt. So setzt Maria gleichsam ihre Funktion auf der Hochzeit zu Kana fort und lehrt uns auf Weltebene das große Einmaleins des Friedens, nämlich das weltumspannende und gemeinsame Gebet um den Frieden unter den Völkern. Es ist klar, dass das Gebet nicht mit Raketen, Waffen und dergleichen konkurrieren kann. Aber das heißt nicht, dass es keinerlei Wirkung oder Einfluss ausüben würde. An einem Kriegsgeschehen sind immer entscheidend Menschen beteiligt. Menschen aber sind Geschöpfe mit Herz. Bei allem, was sie tun, spricht immer das Herz mit. Es ist das Herz, das Krieg führt, angreift, verteidigt oder verhandelt und den Frieden sucht. Bei jedem Krieg spielen Herzen negativ oder positiv mit. Wer oder was bewegt die Herzen, steuert sie, lenkt sie, befreit und öffnet sie? Das Gebet appelliert an das Herz, berührt und rührt es an. Auch wenn uns Reichweite, Wirkung, Macht oder Einfluss unseres Gebetes oft verborgen sind, dann heißt es noch lange nicht, dass es sie nicht gibt. Krieg ist mehr als Kriegsmaschinerie und Friede mehr als Gespräche, Verträge und Diplomatie. Wer ein Gespür hat für das, was zwischen Krieg und Frieden liegt und geschieht, der wird sich hüten, die „Friedenswaffe des Gebetes“ für vergeblich, wirkungslos oder unnütz zu halten.

Liebe Schwestern und Brüder, Maria ist die Königin des Friedens. Sie kann, soll und will der Welt und uns Vorbild sein, wenn es darum geht Fürsprache für den Frieden einzulegen und die Zahl der Fürsprecher für den Frieden zu mehren und zu bestärken. Als Botinnen und Boten des Friedens wenden wir uns heute deshalb mit dem Ruf an sie: Maria, du Königin des Friedens, bitte für uns! Amen